Der zweite Vortrag von Fidus

Der zweite Vortrag von Fidus am Donnerstagabend im Großratssaal hat uns insofern ein wenig enttäuscht, als Fidus mit keinem Wort das angekündigte Thema „Schaffende Kunst oder Richtungstaumel“ berührte, sondern sich darauf beschränkte, unter diesem neuen, aber völlig unzutreffenden Titel seinen am letzten Dienstag gehaltenen Vortrag in wenig veränderter Form, wenn auch an Hand zum Teil neuer Lichtbilder, zu wiederholen. Anstatt der Entwürfe von zukünftigen Tempelbauten zeigte er dieses Mal solche zu riesigen, akustisch vollkommenen Konzert- und Theaterräumen, in denen eine glücklichere Menschheit sich zu Festen für Augen und Ohren zusammenfinden soll. Die figürlichen Bilder, vor allem eine Reihe von Federzeichnungen aus früher Zeit, bewiesen aufs neue das große zeichnerische Können des Eigenbrötlers Fidus; künstlerisch wirkt er immer da am stärksten, wo er darauf verzichtet, durch seine Gestalten tiefsinnige religiöse oder philosophische Gedanken ausdrücken zu wollen. rs.

Der Bund (Bern), 84. Jahrg., 1. April 1933, Nr. 154, S. 3. Online