Ein Gralspiel von Carl Hilm
Es handelt sich bei dem schmalen, weissen Bändchen mit der geflügelten Sonne auf dem Einband um das reife Bekenntnis eines alten, vielerfahrenen Dichters, der ein Leben lang ein Suchender, Wissender und erneut Suchender war. Gewidmet ist die Dichtung dem Andenken seiner verstorbenen Gattin, der unvergessenen Verfasserin der „Lebenserinnerungen einer alten Frau“, Josepha Kraigher-Porges. Das Thema ist die Sage von Parzifal und dem Gral, die seit Jahrhunderten die Gemüter erregt hat. Die Fragen sind die alten, aufwühlenden. Es geht um die Deutung des Christentums, um die Reinheit des Wollens und um die ewig beklemmende Not, wie sich der Friedfertige zur Verteidigung verfolgter Unschuld und vergewaltigten Rechtes zu verhalten habe, um die Schwertwache, die weder offen noch verhüllt für sich etwas sucht, sondern allein im Dienst der Rettung vor Rohgewalten sich betätigt. Es ist alles ebenso sehr überzeitlich wie gegenwartnah. Die Gestaltung ist klar, tief empfunden, voll schöner Einzelheiten. Ich wünsche dem Büchlein viele Freunde.
Berner Schulblatt, 71. Jahrg., 31. Dezember 1938, Nr. 40, S. 698. Online