München. Hugo Höppener-Fidus, der z. Z. in Zürich lebt, stellt gegenwärtig im Kunstverein eine größere Kollektion von Bildern und Zeichnungen aus, die einen ziemlich erschöpfenden Ueberblick über das Gesamtschaffen dieses merkwürdigen Künstlers und furchtlosen und beharrlichen Bekenners gibt. Man wird der Kunst dieses Einsamen und Eigenwilligen, der als künstlerisches Ausdrucksmittel nahezu ausschließlich und stets mit höchster zeichnerischer Meisterschaft den nackten menschllchen Körper verwendet, nur dann völlig gerecht werden, wenn man ihr mit demselben heißen, naiven und reinen Empfinden naht, aus dem sie geboren wurde. Dem kühlen Nüchterlingsverstande kann und will sie nichts geben, und will sie nichts geben, und wer den Impressionismus für die einzige mögliche, malerische Ausdrucksform hält, wird natürlich auch die höchst persönliche Mal weise dieses Künstlers nicht zu würdigen imstande sein. Aber was liegt am Ende daran? Fidus hat immer nur fur die Wenigen geschasfen; und sein Werk ist stark und reich genug, um alle jene kalten und leeren Spötter zu überdauern, die sich für unendlich klug und modern halten, wenn sie einen Künstler wie Fidus kurzerhand zum alten Eisen werfen.
Neue Zürcher Zeitung, 128. Jahrg., 24. August 1907, Nr. 234, S. 2. Online