Das Bürgerrecht für eine Million Franken

Das Bürgerrecht für eine Million Franken

Wir lesen im St. Galler Anzeiger: Die Ortsbürgerversammlung Amden vom vorletzten Sonntag hat dem Josua Klein , der hier eine Kolonie zum Gruppenhof (oberhalb des Wallensees), anzusiedeln gedenkt, wofür er einen ansehnlichen Bodenkomplex angekauft hat, das Bürgerrecht und auch die Konzession zu Neubauten bei der ehemaligen Kantine und auf Durchschlägt erteilt. Dem Bürgerrechtsgesuche wurde in der Abstimmung fast einstimmig entsprochen und Herr Klein offerierte — man kann es kaum glauben — für das Bürgerrecht für sich und seine Familie eine blanke Million Franken. Auf Grund freier Vereinbarung zwischen Herrn Klein und dem Gemeinderate wurde folgende Verteilung stipuliert: Fr. 10,000 als eigentliche Einkaufstaxe für die Ortsgemeinde, 450,000 für die politische Gemeinde, 200,000 für die Armengemeinde, 95,000 für die Kirche, 95,000 für die Schule.

Die Glarner Nachrichten melden über diese Kolonie zum Grappenhof, die als religiöse Sekte mit Gütergemeinschaft und gemeinsamem Haushalte nach dem Vorbild der ersten Christengemeinde geschildert wird, folgendes: „Es wurden eine Anzahl Liegenschaften in schönster Lage zu sehr guten Preisen käuflich erworben und bar bezahlt; ebenso als Dependance die Villa Arbenz in Weesen. Wiesen und Gärten werden mit Werken der Bildhauerkunst geschmückt. In Weesen sowohl wie auf Grappenhof treffen wir eine größere Zahl Statuen und andere Kunstwerke, was darauf schließen läßt, daß der Kolonie Künstler angehören, die ihr Heim auf diese Art schmücken.

Die Villa Arbenz soll ausschließlich ein Tuskulum für Künstler werden. Die Bauernhäuser werden modernisiert und in heimelige Wohnstätten umgewandelt. Ferner sollen Pläne existieren für mehrere neue Kunstbaute. Unter anderen Bauten soll auch ein Tempel geplant sein. Chef dieser Kolonie ist Herr Josua Klein, gebürtig aus Mainz.“

Briger Anzeiger, 5. Jahrg., 5. Dezember 1903, Nr. 97, S. 5. Online