Im Juni 1904 machen Fidus, seine Frau Elsa, Gertrud Prellwitz und Elsbet Lehmann-Hohenberg einen Ausflug auf die Rigi am Vierwaldstättersee. Das Erlebnis des Sonnenaufgangs soll sein bekanntestes Werk Lichtgebet wesentlich geprägt haben.
In einer „Feierstunde zur 10. Lichtgeburt von Meister Fidus“ 1958 in Berlin erinnert sich Elsbet Lehmann-Hohenberg:
Die Nebelwolken, welche in den Tälern brauten, kamen in Bewegung, erhoben sich und strebten zum Licht.
Sowie aber ein Sonnenstrahl sie traf, gab es einen Kampf, ein Hin und Hergewoge. Die Sonne aber blieb Siegerin. Sie löste die Wolken zu leichten Zephirschleiern auf. Bis auch diese verschwanden.
Es war ein wunderbares Schauspiel, das wir alle vier staunend und beglückt erlebten.
Fidus aber hat es tief in sich hinein getrunken und nun erst den rechten Raum für sein – Lichtgebet – gefunden.
So leuchtend, so in Licht gebadet, steht ein blonder Jüngling in dieser Morgenbläue. Ja, er hebt sich noch auf die Zehen, um Gott nahe zu sein.
So hat Fidus der Menschheit das Erlebnis vom Rigi mit hinuntergebracht und in vielen Abwandlungen gestaltet.
Die erhobenen Arme zum Licht, wie Fidus Seele sie so unmittelbar erlebte, sind gleichzeitig auch die – Mannesrune – der alten Germanen.
In dieser Bewegung strömt auch das hingebende und empfangende – A – der Eurythmie.1
Von vergleichbarem Pathos getragen ist das Gedicht Rigi von Karl Henckell.2
- Aus: Feierstunde zur 10. Lichtgeburt von Meister Fidus † 23. Februar 1948 veranstaltet von Johann Dressler, Bln. W. 35, Winterfeldstr. 10, am 21. Februar 1958. Manuskript und Abschrift in der Berlinischen Galerie, Berlin. [↩]
- Vgl. die Fassungen von 1890, 1898 und 1921 des Gedichts Rigi auf der Website Henckell-Archiv. [↩]