Zum Projekt

Der Maler, Zeichner und Graphiker Fidus (eigentlich Hugo Höppener, 1868-1948) prägte mit seinen Werken massgeblich das Bild der Lebensreformbewegung beziehungsweise -bewegungen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland.

1903/04 und 1906/07 hielt sich Fidus längere Zeit in der Schweiz auf. Zudem unternahm er im Frühling 1933 eine Vortragsreise durch die Schweiz mit einem Abstecher ins Tessin. Das Projekt Fidus-ABC dokumentiert die Aufenthalte von Fidus in der Schweiz, seine Werke, die in der Schweiz entstanden sind und die Beziehungen zu Personen, die in der Schweiz lebten.

Damit reduziert das Projekt bewusst das Leben und Werk auf Ausschnitte, die zwar die Problematik, die mit dem Künstler und der Beschäftigung mit ihm verbunden ist, zwar erahnen lässt, aber grösstenteils ausblendet, weil sie insbesondere 1903/04 und 1906/07 noch nicht oder nicht im Vordergrund stand. Wobei sich allerdings die Frage stellt, wie aus aus einem aufgeschlossenen Zeitgenossen ein Vertrter konservativer Ansichten, einem von idealistischen Vorstellungen geleiteten Künstler ein überzeugter Nationalist und oft verbissener Verfechter völkischer Ideologie werden konnte.

Eine „problematische“ Person

Waren die Vorstellungen von Fidus und damit seine Motive lange Zeit von der Theosophie geprägt, propagierte er zunehmend auch „völkische“ Positionen denen er mit der Gründung des Verlags des St. Georgs-Bunds 1912 eine publizistische Plattform bot.

1932 wurde Fidus Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP (Mitglieds Nr. 1.109.839, Ortsgruppe Woltersdorf, Gau Brandenburg 46). Allerdings wurde ihm trotz vielfältigen Bemühungen nicht die offizielle Anerkennung zu Teil, die er sich erhoffte. Ob beispielsweise ein Porträt Adolf Hitlers, das er malte, als eine Art Heiligenbild oder als Karikatur gemeint war, bleibt vor diesem Hintergrund unklar.

Nach 1945 malte Fidus Porträts von Stalin und Lenin und für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein posthumes Porträt des sozialdemokratischen Politikers Rudolf Breitscheid.

Sein politischer Opportunismus macht Fidus nicht nur zu einer aus heutiger Sicht „problematischen“ Person. Vor allem das dürfte Fidus zu einem deutschen „Phänomen“ gemacht haben, dessen Werk trotz seinem unzweifelhaft grossen Talent insbesondere als Zeichner weitgehend unbeachtet geblieben ist.

Edi Goetschel